Wie verändert die Digitalisierung unsere Arbeitswelt? Ersetzen uns zukünftig Maschinen? Hat der klassische Arbeitsplatz, wie wir ihn bislang kannten, vielleicht schon bald ausgedient? Die diesjährige KnowTech Konferenz des Branchen-Verbands BITKOM steht ganz im Zeichen der veränderten Arbeitswelten. Passend dazu findet unter dem Motto „Zukunft der Arbeit?“ eine Blogparade statt, an der wir uns mit dem folgenden Beitrag zum Thema Crowdworking beteiligen möchten.
The future is already here – Arbeiten in der digitalen Welt
Die vierte industrielle Revolution – kurz Industrie 4.0 – ist in vollem Gange. Die Fabrik der Zukunft ist digital und vernetzt. Aber nicht nur hinsichtlich der Produktion verändert sich vieles. Moderne Kommunikationsformen sind aus unserem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Über das Internet können Menschen unabhängig von ihrem geographischen Standort interagieren und sich in Echtzeit austauschen. Home Office statt Bürostuhl oder internationale Video-Konferenzen zur Zusammenarbeit mit virtuellen Teams sind Sinnbilder dieser Entwicklung, die in vielen Firmen bereits gelebte Realität ist. Und so hat sich nicht nur die Art und Weise verändert wie wir zusammen arbeiten, sondern es ist auch eine vollkommen neue Beschäftigungsform entstanden, welche in unserer modernen Arbeitswelt gerade für viel Bewegung sorgt: das sogenannte Crowdsourcing oder auch Crowdworking.
Per Mouse-Klick zum neuen Job – Arbeiten über das Internet
Crowdsourcing bezeichnet das Auslagern von Teilaufgaben über das Internet an eine Gruppe Freiweilliger – die Crowd. Grundsätzlich kann die Community mit jeder Art von Arbeit betraut werden, die am Computer erledigt werden kann – von Programmieren über das Schreiben von SEO-Texten hin zu Rechtsberatung oder dem Testen von Software. In den letzten Jahren sind so viele verschiedene Arten von Crowdworking entstanden für die unterschiedliche Vorkenntnisse und Qualifikationen erforderlich sind. Diese neue Beschäftigungsform bringt dabei sowohl für Auftragnehmer als auch die Wirtschaft im Gesamten große Vorteile mit sich. Das Zauberwort heißt Flexibilität. Für Unternehmen steht ein riesiger Kompetenz- und Wissenspool zur Verfügung. Ist Bedarf an zusätzlichen Ressourcen vorhanden, so steht die Crowd jederzeit bereit, um die entsprechenden Aufgaben zu übernehmen. Wenn es keinen Bedarf gibt, dann entstehen auch keine zusätzlichen Kosten. Durch die Zerlegung der Arbeit in kleinere Teilaufgaben, die parallel bearbeitet werden, können Prozesse beschleunigt werden. Durch das Einbeziehen von Externen kann zudem Problemen der Betriebsblindheit begegnet werden und gerade in puncto Innovationskraft weht dank der Crowd ein frischer Wind. Für den einzelnen Crowdworker wiederum ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zeit- und vor allem ortsunabhängig Geld zu verdienen. Dies entspricht dem Wunsch vieler Menschen nach einer besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben und mehr individuellem Gestaltungsspielraum. Vor allem als zusätzliche Verdienstmöglichkeit besitzt Crowdworking großes Potential: Auftragnehmer können Jobs übernehmen, wenn es gerade zeitlich passt, ohne sich wie in einem normalen Arbeitsverhältnis direkt dauerhaft binden zu müssen.
Herausforderungen von Crowdworking – ohne Standards geht es nicht
Aber natürlich bringt Crowdworking als neue Beschäftigungsform nicht nur Vorteile mit sich. Es müssen auch einige Herausforderungen gemeistert werden. So müssen Unternehmen genau abwägen, welche Aufgaben an Crowdworker ausgelagert werden können und wo es wichtig ist, das Wissen intern zu bündeln um nicht die Kontrolle zu verlieren. Auf der individuellen sowie gesellschaftlichen Ebene warnen Kritiker beispielsweise vor Lohndumping und befürchten die Entstehung eines globalen Mini-Job Markts ohne Rechte. Wenn vormals feste Arbeitsplätze in großem Ausmaß nur noch über Crowdworker abgedeckt werden, dann hätte das natürlich auch Auswirkungen auf die Sozialversicherungssysteme. Wie bei den meisten Entwicklungen in unserer globalen, vernetzten Welt gibt es nicht nur Schwarz oder Weiß und Gut oder Schlecht. Entscheidend ist, sich mit Problemen und Gefahren auseinanderzusetzen, gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen und die Zukunft aktiv zu gestalten anstatt einfach nur abzuwarten. Um Crowdworking zu einer Win-Win-Situation zu machen, müssen faire Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Hierbei sind alle Beteiligten in die Pflicht zu nehmen und in den letzten Monaten hat sich bereits viel getan. So hat etwa die IG Metall mit FairCrowdWork eine Plattform für den Austausch unter den Crowdworkern geschaffen. Im Juli dieses Jahres haben die führenden Crowdsourcing-Anbieter Streetspotr, Clickworker und Testbirds gemeinsam mit dem Deutschen Crowdsourcing Verband einen Code of Conduct vorgestellt. Dieser soll ergänzend zur Gesetzgebung allgemein gültige Leitlinien für das eigene Handeln im Rahmen von bezahlter Crowdarbeit etablieren und so eine Basis für ein vertrauensvolles und faires Miteinander zwischen Dienstleister, Kunden und Crowdworker schaffen. Die ersten Schritte sind gemacht. Nun gilt es darauf aufzubauen, um das Potential von Crowdworking als neuer Beschäftigungsform voll auszuschöpfen. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten – aber man kann sie gemeinsam gestalten.