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Wie Gründer von scheinbaren Investoren gefressen werden – Kommentar von Testbirds Gründer und Geschäftsführer Philipp Benkler

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Wie Gründer von scheinbaren Investoren gefressen werden – Kommentar von Testbirds Gründer und Geschäftsführer Philipp Benkler

Die Höhle der Löwen

„Die Höhle der Löwen“ – so heißt das neue TV-Format auf VOX, in dem Gründer fünf auserwählten Investoren ihre Geschäftsidee pitchen.  Die Investoren entscheiden dann,  ob sie zu den Bedingungen der Gründer alleine bzw. gemeinsam einsteigen oder sich nicht beteiligen.
Eine Chance für junge Start-ups? Oder vielleicht doch bereits der Todesstoß, bevor man überhaupt so richtig begonnen hat?
So denkt der Gründer und Geschäftsführer von Testbirds, Philipp Benkler, über die Sendung.

Elevator Pitches

Ja, ich gebe zu „Die Höhle der Löwen“ gestern Abend gesehen zu haben. Der Grund? Man soll allem bekanntlich eine zweite Chance geben. Mein erster Versuch die Sendung zu sehen, musste nach kurzer Zeit abgebrochen werden. Und grundsätzlich halte ich eine solche Sendung für eine super Sache, um dem Gründerboom in Deutschland nun auch den Sprung ins Fernsehen zu ermöglichen.

Leider kommen die Pitches im Zusammenschnitt sehr kurz, sodass wichtige Elemente fast nie vorgetragen werden und einem neutralen Zuschauer eine persönliche Bewertung nur sehr schwer ermöglicht wird. Einige werden sicherlich auch das Gedanken-Experiment durchspielen „Wenn ich so viel Geld hätte, würde ich investieren?“. Daher fehlt in jedem Elevator Pitch mindestens eine der wichtigsten Komponenten, um eine Geschäftsidee zu begreifen.

Deal or No Deal

Doch Kritik am Pitch der Gründer möchte ich hier nicht üben. Vielmehr an der Unprofessionalität der vermeintlichen Investoren.  Haben die „Löwen“ tatsächlich Interesse an den teilweise wirklich guten Geschäftsideen, so versuchen sie sofort die Bewertung in den Keller zu treten, um einen möglichst guten Deal zu erhalten. Dabei ist sich auch keiner zu schade, den Gründern zu versichern wie „gut“ dieser Deal ist und dass man auf keinen Fall nachdenken solle, sondern sofort zuschlagen muss. Klar, es geht ja bei einigen nur um deren „Lebenswerk“ und all den Einsatz der letzten Monate, wenn nicht sogar Jahre. Da ist eine Entscheidung innerhalb von Minuten überhaupt kein Problem und Druck genau das richtige Mittel.

Den unternehmerischen Erfolg der fünf Investoren in allen Ehren, aber dieses Vorgehen hat für mich nichts mit professionellen Investoren oder Business Angels zu tun. Die Gründer werden in ihrer Not zu Deals überredet, die weder nachhaltig noch fair sind. So wurde ein Hersteller von Allergiker Matratzen davon überzeugt, 3×20% in der Seed-Runde für geradezu lächerliche 95.000 € herzugeben. Damit verliert der Gründer die Kontrolle seiner eigenen Geschäftsidee bereits in der Seed-Runde. Es gab weitere Investments in Höhe von 53% für 25.000 € und 50% für ebenfalls 25.000 € (anscheinend platzte dieser Deal aber nach der Sendung). Der traurige Höhepunkt der Sendung war für mich folgender Deal: Das Investment lag bei 100.000 € für 40% der Firma. Für jedes verkaufte Produkt muss so lange 1 Euro an die beiden Investoren ausgezahlt werden, bis die 100.000 €  wieder komplett zurückbezahlt sind. Dieser eine Euro ist jedoch exakt die komplette Marge jedes verkauften Produkts. Kurzum, 100.000 € als rückzahlbares Darlehen, kein Deckungsbetrag für die nächsten 100.000 verkauften Produkte und 40% der Firma an zwei Investoren verloren.

Die Löwen

An Unternehmensbewertungen zu handeln gehört auch bei Investoren dazu. Normalerweise bewegt sich das im minimalen Umfeld. Die Löwen hingegen fordern meistens mindestens das Doppelte, wenn nicht sogar das Dreifache. Wenn es um die eigenen Investitionsphasen geht, dann kann ich allen Gründern nur empfehlen, sich nicht an der Show zu orientieren. Meine große Hoffnung liegt in der Werbewirkung des eigenen Produkts durch die Sendung –  so waren beispielsweise sämtliche Webpages aufgrund Überlastung während der Sendung zeitweise nicht erreichbar. Möglicherweise lässt sich damit der unangemessene Deal noch in ein halbwegs gutes Licht rücken.

Persönlich bin ich von allen fünf Löwen und ihrem Auftreten sehr enttäuscht. Mittlerweile verstehe ich auch den Namen der Sendung: Die Gründer werden von den Investoren geradezu aufgefressen. Als Köder dient der vermeintliche Ausweg aus der mitunter vorhandenen, persönlichen finanziellen Notlage. So erklärt sich auch, weshalb die Gründer mit funktionierenden und bereits teilweise erfolgreichen Geschäftsmodellen stets die überzogenen Angebote der Investoren abgelehnt haben.
Sollte die ganze Sendung „scripted reality“ sein, so nehme ich meine Kritik natürlich zurück. Gleichzeitig kann ich dann aber nur mein Unverständnis gegenüber den Investoren aussprechen, die für ein solches Format ihren guten Namen hergeben.

Ich habe die Hoffnung, dass alle teilnehmenden Gründer durch den Auftritt im Fernsehen zumindest ihr Geschäft antreiben können oder sich im Anschluss an die Sendung vielleicht doch kein Deal mit den Löwen ergeben hat.

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Als Gründer von Testbirds ist Philipp Teil des Vorstandes und unterstützt uns bei strategischen Themen.

 

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